Eine neue Welt erfordert neue Technologien. Die zunehmende dezentrale Einspeisung oder die Zunahme der Elektromobilität verlangt von hiesigen Energieverteilungsunternehmen (EVUs) vor allem eines: Flexibilität. Die Ablösung der konventionellen Rundsteuerung bietet Herausforderungen wie lokale Überspannungen oder das Managen von neuen Lastspitzen im Netz, aber auch neue Lösungen, mit welchen solche aufstrebende Dynamiken flexibel bewirtschaftet werden können. Mit GridFlex Control können beispielsweise alle Wärmepumpen, Nachtspeicher, Boiler oder die Strassenbeleuchtung in einem Versorgungsgebiet gruppiert werden, unabhängig davon, wo die einzelnen Geräte physisch angeschlossen sind. Dadurch können Flexibilitäten frei und dynamisch organisiert, gruppiert oder separiert werden.
Als langjährige Partnerin von Landis+Gyr hat sich die AEW in der Lastbewirtschaftung und in der Digitalisierung als Spitzenreiterin positioniert und nimmt auch beim Rollout von Smart Metern und seit 2020 bei der Planung und Implementierung der GridFlex Control-Lösung eine Vorreiterrolle in der Adaption der neusten Technologie ein. Bei der AEW hat man sich proaktiv mit neuen Lösungen auseinandergesetzt, da die zukünftigen Herausforderungen im Verteilnetz gemäss dem Energieverteilungsunternehmen nicht mit der klassichen Rundsteuerung gelöst werden können. Der Wechsel der Haushaltsstromzähler geht für die AEW deshalb mit der Ablösung der Rundsteuerung einher. «Unser Ziel ist es, bis Ende des Smart Meter Rollouts die konventionelle Rundsteuerung abzulösen», sagt Patrick Hauser von der AEW Energie AG. «Das wird bei der AEW nach aktueller Planung spätestens 2030 sein. In zahlreichen AEW-Gemeinden ist die Ablösung bereits abgeschlossen.»
Die erste Generation der kombinierten Lösung von Smart Metering und Lastmanagement basierend auf der PLC-PLAN+ Technologie konnte schnell eingeführt und stabil betrieben werden. Gemäss AEW bietet die neue PLC-G3 Generation mehr Potential und sehr viele neue Möglichkeiten, allerdings kam es im Projekt zu Verzögerungen und Herausforderungen. Als Pionierprojekt steckte die Technologie noch in den Kinderschuhen, was zu Komplexitäten bei der Planung und Rückschlägen führten. Zudem gab es zum Zeitpunkt der Einführungandere ressourcenintensiven Projekte in der AEW. «Nun sind wir aber zuversichtlich, dass wir die gesteckten Ziele erreichen», so Hauser. Die Smart Meter übernehmen neu die Funktion der heutigen Rundsteuerungsanlage und bieten dabei wesentliche Vorteile. Die Rundsteuersignale steuern unter anderem Hoch- und Niedertarifzeiten sowie Sperrzeiten von Verbrauchern wie Elektroboiler oder Wärmepumpen. Bisher mussten Signaländerungen bei Kunden über die Rundsteuerung vor Ort erfolgen. Die neue Technologie erlaubt eine bidirektionale Kommunikation und damit ein zentrales Steuern und Einpflegen individueller Befehle auf das System.
«Wir sind der Überzeugung, dass die Realisierung von Smart Metering und Lastmanagement auf derselben Technologie viel Synergiepotential bei der Einführung und im Betrieb bietet», erklärt Hauser. «Grundsätzlich ist in beiden Bereichen die Hauptherausforderung die stabile Kommunikation zu einer grossen Anzahl von Endgeräten bei unseren Kunden.» Im Rahmen des Smart Meter Rollouts erfolgen bei allen Kunden für den Gerätewechsel Arbeiten vor Ort, was für das Energieversorgungsunternehmen eine grosse logistische und koordinative Aufgabe ist. Hauser bemerkt: «Der Aufwand für den Installateur ist nur unwesentlich kleiner, wenn neben dem Zähler auch gleich der Rundsteuerempfänger ersetzt wird. Der gleichzeitige Ersatz bietet somit ein grosses Einsparpotential, welches wir nutzen wollten.»
Mit der GridFlex Control-Lösung sollen künftig verschiedene Anwendungsfälle wie Netzspitzen, Lastverschiebungen und Elektromobilität gesteuert werden. Obwohl zurzeit noch wenige Fälle flächendeckend einsetzbar sind, erhofft sich die AEW, in Zukunft ihr Netz auch bei erhöhten Anforderungen stabil betreiben zu können und die nötigen Kapazitäten für Produktionsanlagen und Verbraucher zur Verfügung stellen können. «Dies mit dem Ziel, unseren Kunden jederzeit eine hohe Versorgungsqualität zu bieten.»
Verschiedene Energieversorgungsunternehmen befinden sich zurzeit im Entscheidungsprozess, die traditionelle Rundsteuerung abzulösen. Obwohl aktuell bei den meisten Verteilnetzbetreibern wenig Handlungsbedarf besteht, da die Verteilnetze genügen stark dimensioniert seien, empfiehlt Hauser, proaktiv zu handeln. Denn: «Dies wird sich in Zukunft mit dem Ausbau der PV-Anlagen und der Verbreitung der Elektromobilität wahrscheinlich ändern», so Hauser. «Wenn man erst bei grossflächig auftretenden Problemen handelt, wird man zu spät sein. Zudem werden die Kosten für eine spätere Nachrüstung wesentlich höher ausfallen.»
Die AEW Energie AG ist ein selbstständiges Unternehmen des Kantons Aargau. Mit der sicheren und klimafreundlichen Energieversorgung leistet die AEW einen wesentlichen Beitrag zur Standortattraktivität und zur Lebensqualität in der Region. Sie strebt Klimaneutralität (Netto-Null) bis spätestens 2040 an. Als integrierter Energiedienstleister engagiert sich die AEW mit der Produktion von Strom und Wärme/Kälte sowie als führende Netzbetreiberin und Lieferantin für ihre Kunden. Für die Stromproduktion fokussiert die AEW auf Wasserkraft sowie Solar- und Windenergie. Zudem erbringt sie Dienstleistungen in netz- und energienahen Bereichen sowie in der Telekommunikation.