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Für eine bessere Welt – ein Smart Meter nach dem anderen

6. September 2017 10:42:00 MESZ

Ein Konsortium unter der Führung der beiden grössten Netzbetreiber der Niederlande hat eine Initiative ins Leben gerufen, mit keinem geringeren Ziel, als die Welt zu verbessern. Hinter dem Fair-Meter-Projekt steckt der Wille, im Einzugsgebiet des Konsortiums nur noch ökologisch und sozial vertretbare Geräte einzusetzen. Und gleichzeitig die Hoffnung, den gesamten Elektronikmarkt zu verändern.ozark-drones-90807.jpg

Revolutionen beginnen lokal. Und darum haben Alliander und Stedin sich aufgemacht, von den Niederlanden aus die Welt zu verändern. Nichts weniger als den Umbruch der gesamten Elektronikbranche ist der Traum des Konsortiums, das von den beiden grössten Energieversorgern des Königreichs angeführt wird. Zusammen versorgen die beiden Unternehmen 4 Millionen Haushalte mit Strom und Gas, und in seiner Gesamtheit deckt das Konsortium etwa 65 % der 7 Millionen niederländischen Haushalte ab. Eine Menge, gross genug um das Interesse der Zulieferer zu wecken, ihre Supply Chain zu überdenken und neu zu definieren.

Profielfoto-Dominique-Feb2017.jpg“Wir dachten uns: Wenn wir schon ein Dutzend Millionen neuer Smart Meter installieren, warum nicht solche, die gleichzeitig einen direkten positiven Effekt auf unsere Welt haben?”

Dominique Hermans, Circular Economy Advisor, Alliander.

Die Idee des Fair Meters entsprang 2013, als Alliander und Stedin im Rahmen eines Grossprojekts einen Kaufauftrag von mehreren Millionen intelligenten Zählern zu vergeben hatten:

“Das Vorschreiben intelligenter Energiezähler ist ein Mittel der EU, die Klimaproblematik auf indirektem Weg anzugehen. Die Smart Meter sollen das Bewusstsein der Konsumenten für den eigenen Energieverbrauch steigern und dazu anspornen, Energie zu sparen. Wir aber dachten uns: Wenn wir schon ein Dutzend Millionen neuer Smart Meter installieren, warum nicht solche, die gleichzeitig einen direkten positiven Effekt auf unsere Welt haben?”, erklärt Dominique Hermans, Circular Economy Advisor bei Alliander, die Beweggründe für die Initiative.

Und damit war die Vision eines Geräts, das von der Rohstoffgewinnung bis hin zu seiner Entsorgung so weit als möglich sozialen und ökologischen Idealen entspricht, war geboren.

Unterstürtzung der Regierung

Sobald die Idee gereift war, suchten die beiden Energieversorger den Kontakt zu weitere DSO’s. Auch bei der niederländischen Regierung stiess man auf reges Interesse.

Die Regierung war vor allem in den Anfängen des Projekts beteiligt und ein wichtiger Türöffner für viele Kooperationen. Da es aber weder finanzielle noch gesetzliche Hürden für die Initiative gab, beschränkte sich ihre Rolle vor allem darauf, den Start des Projekts zu erleichtern”, so Dominique Hermans.

Und so unterzeichnete das neu gegründete Konsortium und die Regierung 2013 ein Abkommen, das beinhaltet, im Zuge der vom Europäischen Parlament vorgeschriebenen Erneuerung der Energienetze und deren Aufrüstung mit intelligenten Stromzählern lediglich Zulieferer zu berücksichtigen, welche eine faire Produktion der Geräte nachweisen können.

 

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“Zwar wussten wir nicht, ob bei unseren Smart Metern eine Problematik vorlag. Allerdings konnten wir es auch nicht ausschliessen. Und deshalb war unsere erste Priorität, von unseren Zulieferern Transparenz einzufordern.”

Reinout Wissenburg, Public Affairs & Sustainability, Stedin.

 Ein langer Weg, aber ...

Davor gab es jedoch verschiedene Hürden zu überwinden. Zunächst musste definiert werden, was eigentlich Fairness in der Beschaffungskette bedeutet. Anschliessend musste die Industrie ins Boot geholt werden.

“Da dies ein völlig neues Konzept war, mussten wir der Industrie erst klarmachen, was wir unter dem Begriff «fair» verstehen”, erklärt Reinout Wissenburg, verantwortlich für Public Affairs & Sustainability bei Stedin. “Dazu betrachteten wir die vier bekannten Unbekannten der Elektronikindustrie: Arbeitsbedingungen, die Verwendung von Konfliktmineralien, Ressourcenknappheit und E-Müll. Zwar wussten wir nicht, ob bei unseren Smart Metern diesbezüglich eine Problematik vorlag. Allerdings konnten wir es auch nicht ausschliessen. Und deshalb war unsere erste Priorität, von unseren Zulieferern Transparenz einzufordern.”

Und dies war nicht immer einfach. «Um eine Diskussion führen zu können, mussten wir erst ein neues Vokabular erstellen: Was bezwecken wir mit dieser Initiative und warum wollen wir sie?» erinnert sich Wissenburg. “Erst als wir sie ins Zentrum unserer Ausschreibungen stellten, nicht aufhörten, darüber zu reden und ständig Fragen stellten, begannen unsere Zulieferer zu realisieren, dass wir es wirklich ernst damit meinten.” Trotzdem stiess die neue Anforderung nicht überall auf gleich viel Verständnis. Einige Lieferanten standen dem Thema offener gegenüber; andere weniger. “Den Ausschlag zum erfolgreichen Start der Initiative bedeutete schlussendlich die Einwilligung von Landis+Gyr zu einem ersten Fair Meter Pilot. Nun wurde es zum ersten Mal ernst, und wir begannen die Möglichkeiten auszuloten, einen Smart Meter mit einem wirklich positiven, fairen Hintergrund zu entwickeln. Um im wahrsten Sinn des Wortes die Welt zu verändern, einen Zähler nach dem anderen», so Wissenburg.

Wo ein Wille, da ein Weg

Doch wo sollte man ansetzen? «Für die Unternehmen galt es herauszufinden, bei welcher der vier definierten Fragestellungen es für sich selbst die grösste Hebelwirkung ausmachen konnte. Im Fall von Landis+Gyr machte es am meisten Sinn, die Konstruktion und das Design der Geräte unter die Lupe zu nehmen, und auf Potenzial nach Materialeinsparungen und Möglichkeiten nach dem vermehrten Einsatz von recycelten Materialien zu untersuchen», sagt Joe Andrews, Senior Product Manager bei Landis+Gyr UK.

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Joe Andrews, Landis+Gyr UK und das Fair Meter Team: Dominique Hermans, Joe Andrews, Reinout Wissenburg, Hendrik van Zantvoort (Liander) und Marcel de Nes Koedam (Liander). (Von links.)

Erste Erfolge liessen nicht lange auf sich warten. Vor allem bei der Menge der verwendeten Rohstoffe erzielte das Entwickler-Team von Landis+Gyr schnell beachtliche Fortschritte. «Bereits vom E350 zum E360 schafften es Joe Andrews und das R&D-Team in Jyvaskila, Finnland, die Menge der verwendeten Materialien drastisch zu reduzieren, und damit die Auswirkungen auf die Umwelt beträchtlich zu vermindern”, erzählt Reinout Wissenburg. In einer ersten Phase wurde eine Reduktion des verwendeten Plastiks für den E360 um 21 % erzielt, beim Metall waren es 10 %. Doch damit nicht genug. Als Ziel haben sich die Entwickler von Landis+Gyr eine Reduktion von mindestens einem Drittel beim Plastik und beinahe 60 % beim Metall gesetzt. Ausserdem soll der Anteil an recyceltem Plastik weiter gesteigert werden.

Positive Rückmeldungen des Marktes

Dass die Fair Meter Idee nicht lediglich einen Tropfen auf den heissen Stein darstellt, bewiesen die Reaktionen des Marktes. «Die Gruppe besorgter Mitbürger wächst und wächst, angeheizt durch die aktuelle Klimadiskussion und die Debatte über nachhaltige Entwicklung”, erklärt Dominique Hermans die vielen positive Feedbacks: “Die meisten Feedbacks besagen: Jawohl! Warum ist dies nicht schon längst Standard? Bitte macht weiter so!” Und so könnte die Fair Meter Initiative tatsächlich der Beginn einer Bewegung grösseren Ausmasses sein. «Das Ziel ist eine wahrhaftig nachhaltige Beschaffungskette bei elektronischen Geräten zu erreichen, die sich durch die gesamte Elektronikindustrie zieht – vom Laptop über das Smartphone (wie bereits von einigen Herstellern unterstützt) bis hin zu Haushaltsgeräten”, blickt Hermans in die Zukunft. “Und das ist es, woran wir glauben: an eine bessere Welt, ein Zähler nach dem anderen!”

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